Therapie Erwachsene
- Aphasie
- Dysarthrien/Dysarthrophonien
- Dysphagie
- Sprechapraxie
- Dysphonie (Stimmstörungen)
- Stottern bei Jugendlichen und Erwachsenen
Aphasie
Das Wort Aphasie kommt aus dem Griechischen. Es bedeutet "Sprachverlust" und ist eine Bezeichnung für eine Sprachstörung nach einer Hirnschädigung. Je nach Ort und Ausmaß der Schädigung im Gehirn können das Sprechen, das Verstehen, das Lesen und/oder das Schreiben gestört sein; wobei nicht alle Bereiche gleich stark beeinträchtigt sein müssen. Die Intelligenz und das Gedächtnis sind meist nicht betroffen.
Man unterscheidet vier Standard-Aphasietypen:
- Amnestische Aphasie
Die Patienten haben Probleme, Dinge korrekt zu benennen, können sich im allgemeinen aber gut verständlich machen. Der Sprechfluss ist gut erhalten, der Satzbau überwiegend intakt. Das Sprachverständnis der Patienten ist, wenn überhaupt, nur geringfügig gestört.
- Broca-Aphasie
Broca-Aphasiker sprechen meist sehr langsam und mit großer Mühe. Oftmals werden Sätze verkürzt und grammatisch nicht korrekt gebildet. Das Verständnis für Sprache ist in der Regel mäßig beeinträchtigt.
- Wernicke-Aphasie
Patienten mit einer Wernicke-Aphasie sprechen in der Regel flüssig, jedoch ist der sprachliche Inhalt des Gesagten oftmals inadäquat, lautlich entstellt und/oder grammatisch nicht korrekt. Das Sprachverständnis der Patienten ist besonders zu Beginn der Störung stark eingeschränkt.
- Globale Aphasie
Bei Patienten mit globaler Aphasie sind alle Sprachformen schwer beeinträchtigt. Sprechen und Verstehen sind gleichermaßen stark betroffen.
Dysarthrien/Dysarthrophonien
Bei einer Dysarthrie bzw. Dysarthrophonie handelt es sich um eine neurologisch bedingte Sprechbewegungsstörung, die u.a. durch Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder degenerative Erkrankungen, wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose hervorgerufen werden kann.
Abhängig von dem Ort und der Ausprägung der Schädigung im Gehirn, treten bei einer Dysarthrie/Dysarthrophonie Störungen der Artikulation (Aussprache), Phonation (Stimmgebung), Respiration (Sprechatmung) und/oder Prosodie (Sprechrhythmus und -melodie) auf. Andere sprachliche Fähigkeiten (z.B. das Sprachverständnis, Schreiben oder die Wortfindung), sowie die allgemeine Intelligenz, sind bei einer reinen Dysarthrie nicht beeinträchtigt.
Die Sprechweise eines von einer Dysarthrie betroffenen Menschen kann z.B. folgende Veränderungen aufweisen:
- die Aussprache ist verwaschen und undeutlich
- die Stimme hört sich heiser, rau, leise oder gepresst an
- das Sprechen klingt monoton
- das Sprechtempo ist erhöht oder herabgesetzt
Dysphagie
Der Begriff "Dysphagie" leitet sich vom griechischen Wort "phagein" (=essen) ab und bezeichnet eine neurologisch bedingte Störung des Schluckablaufes. Für die Betroffenen besteht hierbei die Gefahr, dass Nahrung, Speichel oder Flüssigkeit in die Atemwege gelangen und dort Erstickungsanfälle oder Entzündungen der Lungen hervorrufen kann.
Patienten mit einer Dysphagie können folgende Symptome zeigen:
- Häufiges Verschlucken an Speichel, bestimmten Speisen oder Getränken
- Schlucken von Speichel/Nahrung/Flüssigkeit ist sehr mühsam oder gar nicht möglich
- Häufiges Räuspern oder Husten bis hin zu Hustenanfällen, eventuell sogar mit Atemnot und/oder Angst zu ersticken
- Gefühl, die Nahrung bleibt im Hals stecken
- Nahrungsansammlung in der Mundhöhle, z.B. in den Wangentaschen, am Gaumen oder an der Rachenhinterwand
- Kauen erschwert oder nicht möglich
- Ausspucken von Speichel, Nahrung oder Flüssigkeit
- Angst zu schlucken oder sich zu verschlucken
Als Folge der oben genannten Symptome kann es zu sozialer Isolation kommen.
Sprechapraxie
Die Sprechapraxie zählt zu den erworbenen hirnschädigungsbedingten Sprechstörungen. Die Störung betrifft die sprechmotorische Kontrolle, d.h. die Planung und Ausführung von Sprechbewegungen. Es liegen keine organischen Schäden oder funktionelle Defizite in der Sprechmuskulatur vor.
Das Störungsbild der Sprechapraxie ist sehr variabel, jedoch können die folgenden Symptome häufig beobachtet werden:
- Eine unflüssige Sprechweise, die durch Fehlversuche und spontane Selbstkorrekturen gekennzeichnet ist.
- Suchbewegungen mit der Zunge und den Lippen.
- Fehlbildungen von Worten (z.B. "Fopf" statt "Kopf", "Scharaße" statt "Straße", "Telefant" statt Elefant").
- Unregelmäßigkeiten in den Fehlbildungen (ein Wort wird bei mehrmaligem Sprechen jedes Mal anders fehlgebildet).
- Sicht- und hörbare Sprechanstrengung.
- Erkennbare Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung.
- Es zeigen sich "Inseln störungsfreier Produktion", d.h. zeitweise sind die Patienten in der Lage, vollkommen normal zu sprechen.
- Eine Sprechapraxie tritt nur selten in ihrer "Reinform" auf, wesentlich häufiger findet man eine Vergesellschaftung der Erkrankung mit dem Störungsbild der Aphasie.
Dysphonie (Stimmstörungen)
Infektiöse Erkrankungen des Hals-Rachenraumes, organische Veränderungen des Kehlkopfes, aber auch ungünstiges Sprechverhalten können zu einer krankhaften Veränderung des Stimmapparates und somit zu einer Stimmstörung (Dysphonie) führen. Erste Merkmale für eine Dysphonie sind:
- andauernde Heiserkeit
- schnelle Stimmermüdung
- Gefühl der Sprechanstrengung
- eine unangemessen hohe bzw. tiefe Sprechstimmlage
- Probleme beim sehr lauten oder sehr leisen Sprechen
- Schwierigkeiten beim Ändern der Tonhöhe
Die häufigsten Störungen der Stimmbildung sind die (hypo- bzw. hyper-) funktionellen Dysphonien. Hierbei handelt es sich um eine Beeinträchtigung der an der Stimmbildung beteiligten Kehlkopfstrukturen ohne primär-organische Ursachen. Eine hypofunktionelle Dysphonie kann durch eine stete Unterbelastung des Sprechapparates entstehen und dadurch zu einer Verkümmerung der Sprechmuskulatur führen. Eine hyperfunktionelle Dysphonie entsteht dagegen bei übermäßiger Anspannung bzw. Verspannung der Stimmlippenmuskulatur beim Sprechen.
Bei funktionellen Dysphonien kann es als Folge auch zu so genannten sekundär-organischen Veränderungen (z.B. Stimmlippenknötchen) kommen.
Von den funktionellen Dysphonien sind die rein organischen Stimmstörungen abzugrenzen. Diese entstehen aufgrund einer Veränderung der Form oder Beweglichkeit des Kehlkopfes (z.B. bei Verdickungen an den Stimmlippen oder Lähmungserscheinungen der Kehlkopfmuskulatur durch Nervenschädigungen nach einer Operation).
Stottern bei Jugendlichen und Erwachsenen
Unter dem Begriff "Stottern" versteht man häufige Unterbrechungen des natürlichen Redeflusses. Diese Unterbrechungen können von:
- Wiederholungen (Laute, Silben, Wörter, Satzteile; zum Beispiel: Ka-Ka-Kaffee)
- Langen Dehnungen (zum Beispiel: Mmmmilch)
- Blockaden (zum Beispiel: B----Bier)
gekennzeichnet sein.
Oft bilden Stotterer Sekundärsymptomatiken, wie Atemstörungen, Mitbewegungen von Extremitäten und/oder Grimassen aus, die mit dem Gesprochenen aber nichts zu tun haben müssen.
Die Unterbrechungen des Redeflusses können auch Sprechangst beim Betroffenen auslösen. Als Folge davon versuchen manche Stotterer zum Beispiel bestimmte Wörter zu ersetzen, zu vermeiden oder entziehen sich sogar sprachlichen Anforderungen.
800.000 Menschen in Deutschland stottern, das entspricht 1% der Bevölkerung. Stottern ist in jedem Lebensalter in hohem Maße kontrollierbar.
Was Stottern nicht ist
Stottern ist:
- Keine schlechte Angewohnheit.
- Kein besonderes Merkmal eines schüchternen oder ängstlichen Menschen.
- Kein Symptom einer psychischen Störung.